Siegfried Steiger wird 90: Geburtsort würdigt sein Lebenswerk

9. Dezember 2019

Dort, wo Siegfried Steiger – der „Vater“ und Architekt des deutschen Rettungswesens – vor 90 Jahren geboren wurde, erinnert jetzt eine Gedenktafel an seine Verdienste. Die sächsische Gemeinde Bad Brambach im Vogtland hat die mit einem Text versehene und auf einem Naturstein befestigte Bronzetafel gut sichtbar gegenüber der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr aufgestellt. Dort unterstreicht sie durch ihre räumliche Nähe zu den Rettungskräften die Leistungen des Mannes, der unter anderem für die bundesweite Einführung der Notrufnummern 112 und 110 verantwortlich ist. „Siegfried Steigers Anstrengungen, um ein modernes Rettungswesen auf den Weg zu bringen, kommen ganz Deutschland und anderen Ländern zugute“, sagte Bad Brambachs Bürgermeister Maik Schüller im Rahmen der Ehrung. „Ihren Anfang nahm diese Erfolgsgeschichte hier, wo Siegfried Steiger auf die Welt kam. Er ist und bleibt ein Kind unserer Gemeinde. Darauf sind wir sehr stolz.“

Siegfried Steiger kam am 15. Dezember 1929 in Schönberg, heute ein Ortsteil von Bad Brambach, als Sohn des Zollbeamten Kurt Steiger im damaligen Zollgebäude am heutigen Säuerlingsweg zur Welt. Dort verbrachte er seine ersten zwei Lebensjahre. Durch den Zollberuf des Vaters musste Familie Steiger immer wieder umziehen. Auch später blieb Siegfried Steigers Leben bewegt: 1950 lernte er seine spätere Frau Ute kennen. 1952 flohen erst er, dann später auch seine Frau aus der DDR in die Bundesrepublik. 1953 heirateten die beiden in Stuttgart, 1955 bauten sie zusammen ein Architektenbüro in Winnenden bei Stuttgart auf. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

1969 änderte sich das Leben der Steigers schlagartig: Ihr ältester Sohn Björn wurde am 3. Mai, eine Woche vor seinem neunten Geburtstag, in Winnenden auf dem Heimweg vom Schwimmbad von einem Auto erfasst. Es dauerte fast eine Stunde, bis der Krankenwagen kam – eine funktionierende Notfallhilfe gab es noch nicht. Björn starb später auf dem Weg ins Krankenhaus. Am 7. Juli 1969 gründete das Ehepaar Steiger die Björn Steiger Stiftung mit dem Ziel, das Rettungswesen in Deutschland zu verbessern. Schritt für Schritt und unter vielen Mühen brachten die Steigers Veränderungen auf den Weg: Bundesweite Notrufnummern 112/110, Notrufsäulen am Straßenrand, 24-Stunden-Notarztsystem, Rettungswagen rund um die Uhr, BOS-Sprechfunkstandard im Rettungsdienst, Luftrettung mit Gründung und Finanzierung der ersten zivilen Luftrettungsorganisation in Deutschland (DRF: Deutsche Rettungsflugwacht) – dies alles und mehr setzte das Ehepaar Steiger durch. Das von ihnen angestoßene „Rettungsmodell Rems-Murr“ – eine erstmals vollständige, eigenfinanzierte und wissenschaftliche Personal- und Materialberechnung für einen finanzierbaren Rettungsdienst – wurde zum Muster für bundesweite Notfallhilfe, wie wir sie heute kennen.

Das Ehepaar Steiger wirkte auch in der Heimatregion: So sorgten sie nach dem Fall der Mauer und noch vor der Wiedervereinigung für die ersten Notruftelefone in der Region. Die Stadt Zwickau bekam im wiedervereinigten Deutschland auf ihr Betreiben hin einen der ersten Rettungshubschrauber. „Das Leben ihres Sohns und meines Bruders Björn konnten sie nicht retten. Daher setzten sich mein Vater und meine Mutter das Ziel, so viele andere Leben wie möglich zu retten“, sagte Pierre-Enric Steiger, der heutige Präsident der Björn Steiger Stiftung, bei der Ehrung. Auch er brachte in seiner Rede die Verbundenheit zwischen Siegfried Steiger und dessen Geburtsort zum Ausdruck. „Meinem Vater bedeutet es sehr viel, dass ihn seine Heimat in solch würdigem Rahmen in Erinnerung hält“, betonte Steiger. Im Vorfeld der Gedenkstein-Einweihung hatte die Gemeinde eine Feierstunde im Schloss Schönberg organisiert. Neben dem Bürgermeister und dem Stiftungspräsidenten Pierre-Enric Steiger sprachen auch Vertreter des Rettungsdienstes zu den Gästen. Präsident Steiger überreichte der Gemeinde noch einen Laien-Defibrillator (AED = Automatisierter Externer Defibrillator) inklusive Wandkasten. Die Stiftung kämpft schon lange gegen den Herztod, der in Deutschland pro Jahr rund 100.000 Opfer fordert. Deswegen trainiert sie die Bevölkerung überall in Deutschland in Wiederbelebung und setzt sich für die Massenverbreitung der lebensrettenden AED-Geräte ein. Die Geräte können in Kombination mit einer Herzdruckmassage ein aus dem Takt geratenes Herz wieder in den richtigen Rhythmus bringen.

Siegfried Steiger und seine Frau Ute nahmen aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teil. Siegfried Steiger meldete sich aber per Video-Grußwort. „Ich bedaure, dass ich heute, an diesem besonderen Tag in meinem Leben, nicht bei Ihnen sein kann“, so Steiger im Video. „Ich fühle mich immer mit meinem Geburtsort verbunden. Ich bin zutiefst gerührt und möchte noch einmal Danke sagen.“

Für seine Verdienste ist Siegfried Steiger national und international ausgezeichnet worden. So wurde ihm unter anderem 1978 die damalige Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. 1982 bekam er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Im Jahre 2005 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen für sein Lebenswerk zugesprochen. 2009 wurde das Ehepaar Steiger in Brüssel mit dem „EU-Outstanding Citizen Award“ für die erste flächendeckende Einführung der Notrufnummer 112 geehrt und 2018 zu Ehrenbürgern der Stadt Winnenden ernannt.

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