Björn Steiger Stiftung fordert: Standortdaten müssen im Notfall schnellstmöglich flächendeckend verfügbar sein

10. Februar 2020

Im Notfall zählt jede Sekunde: Dank moderner AML-Technologie (Advanced Mobile Location) erhalten Leitstellen metergenaue Standortdaten des Notrufenden und verlieren bei der Rettung keine wertvolle Zeit. Die Björn Steiger Stiftung fordert Leitstellenbetreiber wie Städte, Landkreise und Hilfsorganisationen am Europäischen Tag des Notrufs auf, alle Leitstellen in Deutschland flächendeckend mit der Technologie auszurüsten, die den Empfang und die Verarbeitung von AML-Daten möglich macht. Dies muss so schnell wie möglich passieren. „Es muss alles Menschenmögliche dafür getan werden, um die neueste und effizienteste Technologie für die Lebensrettung einzusetzen“, sagt Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung. „Betreiber dürfen hier weder Kosten noch Mühen scheuen.“

Rund 170 der 241 Leitstellen in Deutschland arbeiten bereits mit AML. Allerdings wird noch nicht bei allen der 170 Leitstellen AML auch tatsächlich zur optimalen Einsatzsteuerung verwendet. Die anderen Leitstellen sollen in den kommenden Monaten folgen. Umgerechnet werden damit schon rund 79 Prozent der deutschen Bevölkerung erreicht. Im Umkehrschluss bedeute dies aber eben auch, dass bei 21 Prozent der Bevölkerung AML-Technologie aktuell noch nicht greife, betont Steiger. Dies entspreche Millionen Menschen, bei denen die Rettung im Notfall durchaus länger dauern könnte. „Das Kind, das einen Notruf absetzt und nicht weiß, wo es sich gerade befindet, das eingeklemmte Unfallopfer auf der Landstraße, der Tourist, der ohne Ortskenntnisse auf sich allein gestellt ist: Wenn der Rettungsdienst hier Zeit verliert, kann das dramatische Folgen haben“, verdeutlicht Steiger. Dass schon viele Leitstellenbetreiber die Umstellung auf die neue Technologie vollzogen hätten, sei sehr lobenswert. Das reiche aber noch nicht. „Bis Ende 2020 brauchen wir die flächendeckende Abdeckung von 100 Prozent, um wirklich optimale Versorgung im Ernstfall garantieren zu können“, fordert der Stiftungspräsident.

In anderen europäischen Ländern wie Österreich, Belgien, Finnland, den Niederlanden und Großbritannien ist AML-Technologie bereits seit mehreren Jahren in Betrieb. In Deutschland startete das System im Oktober 2019. Vereinfacht erklärt: Wird der Notruf gewählt, werden automatisch auf dem Smartphone des Notrufenden alle verfügbaren Standortdienste aktiviert – auch wenn sie ausgestellt waren. Das Smartphone bekommt per GPS, W-LAN-Netze und Mobilfunkmasten in der Umgebung aktuelle Koordinaten. Die Standortdaten des Smartphones werden dann automatisch per SMS verschickt. Die zuständige Leitstelle kann dem Rettungswagen oder dem Rettungshubschrauber anschließend metergenau die Position des Notrufenden durchgeben. In Deutschland läuft die Bereitstellung der Technik in der Leitstelle Freiburg und bei der Berliner Feuerwehr. Um Datenschutz zu gewährleisten, werden eingegangene Positionsdaten nach 60 Minuten gelöscht.

Die Björn Steiger Stiftung fordert noch weitere Verbesserungen beim Thema Notruf. So bemängelt sie, dass es immer noch kein bundesweit einheitliches strukturiertes Abfragesystem bei einem Notruf gibt. Solch ein Abfragesystem, bei dem der Disponent in der Leitstelle Notrufenden oder Ersthelfern klar vorgegebene Fragen stellt und je nach Antwort weitere Fragen stellt oder Anweisungen erteilt, hat große Vorteile. Beispielsweise bekommt der Disponent schnell einen Überblick über Lage und kann dementsprechend zügig und angemessen reagieren, um dem Notfallpatienten zu helfen. Das spart Zeit – und kann Leben retten.

Der Notruf ist ein Kernthema der Björn Steiger Stiftung, die sich seit 50 Jahren um die Verbesserung der Notfallhilfe in Deutschland bemüht. Stiftungsgründer Siegfried Steiger war der erste, der sich für eine zentrale Notrufnummer in der Bundesrepublik stark machte. Nach intensiven Bemühungen verklagte er im Juli 1973 das Land Baden-Württemberg und die Bundesrepublik Deutschland auf Einführung der Notrufnummer. Er verlor den Prozess, der Druck der Medien und der Öffentlichkeit war aber groß. Am 20. September 1973 beschlossen Bund und Länder, die Notrufnummern 112 und 110 bundesweit flächendeckend einzuführen.

Auch in Sachen Handy-Ortung im Notfall war die Björn Steiger Stiftung in der Vergangenheit bereits aktiv. So führte sie 2006 eine Ortungsplattform ein, über die alle Notrufzentralen in Deutschland bis Mitte 2013 kostenlos Handy-Notrufe orten konnten.

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