
Man sieht sie überall. Auf Gehwegen, an Straßenecken, Bahnsteigen, vor Cafés: E-Scooter.
Das coole Fortbewegungsmittel schaut lässig aus und steht für urbane Freiheit und Spontanität. Wer schnell zur Bahn muss, sich in Städten bequem von A nach B bewegen oder schnell um die Ecke etwas besorgen will, hat mit einem E-Scooter den perfekten fahrbaren Untersatz.
Doch Achtung: Der E-Scooter ist zwar cool, aber nicht zwingend sicher.
Die Unfallforschung der Björn Steiger Stiftung hat eine große E-Scooter Studie durchgeführt, um diesen Risiken auf die Spur zu kommen. Die am 10. Oktober 2025 präsentierte Studie belegt, dass knapp 50% der schweren oder tödlichen Unfälle mit E-Scootern Alleinunfälle ohne weitere Beteiligte waren.
Keine fremde Schuld, kein rücksichtsloser Autofahrer, sondern Hindernisse wie Bordsteinkanten, Kopfsteinpflaster oder kleine Unaufmerksamkeiten sind meist die Unfallursache. Häufig verlieren die Fahrer einfach die Kontrolle über den Scooter. Ob mit oder ohne Alkohol - das Problem liegt vor allem an einem zu kleinen Detail: den Rädern.
„Bei den üblichen 8-Zoll-Rädern bringen selbst kleine Hindernisse so große Probleme, das kleinste Unaufmerksamkeiten zu schweren Stürzen führen“ sagt Brockmann. Größere Raddurchmesser bringen schon ohne Hindernisse eine bessere Stabilität, können aber auch Hindernisse besser überwinden. Es sei ein vorhersehbarer Fehler gewesen, diese überhaupt zuzulassen.
Der Leiter der Unfallforschung, Siegfried Brockmann, plädiert für eine schnelle Anpassung der Räder auf mindestens 10 Zoll. Verleiher sollten dies bei Neuanschaffungen direkt umsetzen.
Hier geht es um ein deutliches Mehr an Sicherheit, denn mehr Stabilität bedeutet mehr Kontrolle und damit weniger Stürze. Logisch!
Bisher werden keinerlei Nachweise von Kenntnissen der Straßenverkehrsordnung gefordert, um mit einem E-Scooter zu cruisen. Doch ist das nicht riskant? Immerhin handelt es sich hier um ein Kraftfahrzeug. Brockmann fordert mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung oder den Führerschein AM (Mopedführerschein). Mit dieser Änderung würde auch das Mindestalter der Scooter-Fahrer auf 15 Jahre angehoben.
Wenn man bedenkt, wie schnell die Fahrer die Kontrolle über den Scooter verlieren können, dann ist das Thema Alkohol besonders brisant! Brockmann plädiert deshalb für verstärkte Polizeikontrollen und die Prüfung der relativen Fahruntüchtigkeit. Die Pflicht zu festen Abstellzonen für Leihscooter würde sicherlich auch Abhilfe schaffen, da die Verfügbarkeit nicht mehr überall gegeben ist.
Wenn es denn mal mit einem zweiten Beteiligten knallt, dann beim Abbiegen, so die Studie weiter. Kein Wunder, zumal die kleinen Flitzer sicherlich schnell übersehen werden. Schlimmer noch, wenn dieser in die falsche Richtung fährt, was häufig vorkommt. Hier helfen: Getrennte Ampelphasen, Freihalten der Sichtachsen, eine bessere Erkennbarkeit der Wegführung und natürlich Regeleinhaltung.
Sehr überraschend ist, dass die Studie keine ausreichenden Argumente für eine oft geforderte Helmpflicht hergibt. Grund: Interessanterweise waren die Kopfverletzungen von 322 begutachteten Fällen nur in 8 Fällen schwer, davon nur eine lebensbedrohend. Hinzu kommt, dass die Verletzungen hauptsächlich den Kieferbereich oder das Gesicht betreffen. Hier nützt der beste Helm nichts.
Siegfried Brockmann warnt dringend davor, im Zuge der von der EU-Kommission angestrebten Harmonisierung eine Geschwindigkeit von 25 km/h zuzulassen. Das würde das Handling-Problem und die Unfallrisiken sehr verschärfen. Also lieber langsamer, aber heil ankommen.
Die Studie bringt es auf den Punkt: Freiheit ja, aber bitte mit Verantwortung aller Beteiligten. Größere Räder, klarere Regeln in der Zulassung und Verkehrsführung, kein Alkohol beim Cruisen und vor allem ein verantwortungsvoller Umgang mit den Scootern. Bleibt sicher unterwegs!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen